Rumänische Straßenkatzen: Was muss man wissen?
Eine Entscheidung für ein Katzenleben lang
Wir freuen uns sehr, dass Sie einem unserer Schützlinge ein Zuhause schenken wollen. Das ist keine leichtfertige Entscheidung und wir möchten Sie bestmöglich unterstützen. Bevor Sie sich für eine Adoption direkt aus dem Ausland entscheiden, sollten Sie sich damit auseinandersetzen.
Um Katzen artgerecht zu halten, sollten in einem Zuhause immer zwei Stubentiger leben. Deshalb vermitteln wir die meisten unserer Katzen nur in einen Haushalt mit Erstkatze oder zusammen mit einer anderen Katze. Selbstverständlich gibt es begründete Ausnahmen.
Wir kennen nicht bei allen Katzen die Vorgeschichte. Viele Katzen wurden auf der Straße aufgefunden oder von ihren Besitzern gebracht. Manchmal haben sie schlimmes erlebt und manche sind sogar traumatisiert. Andere genießen sehr schnell die menschliche Nähe und ein sicheres Zuhause. Einen Garant dafür gibt es jedoch nicht. In Zalau und Cluj haben wir Katzenwohnungen, wo sie in großen Gruppen zusammen leben. Einige Katzen leben auch in rumänischen Pflegestellen familiär als Wohnungskatze.
- Es werden sich überall Katzenhaare in der Wohnung ansammeln (auf dem Bett/Sofa, auf dem Teppich, auf Möbeln und auf der Kleidung), und damit wird sich Ihr Reinigungsaufwand massiv erhöhen.
- Nicht jede Katze ist sofort stubenrein und nutzt das Katzenklo. Es kann also mal was daneben gehen, auch wenn sie dieses schon kennen.
- Es ist möglich, dass die Katze Möbel, Gegenstände, Pflanzen oder Kleidung zerstört. Es ist aber nie etwas Persönliches gegen Sie.
- Es ist möglich, dass Katzen bei jedem Geräusch-Reiz sich verstecken, da sie es noch nicht einordnen können.
- Bei Mehrkatzenhaltung ist es immer möglich, dass sich Katzen nicht auf Anhieb (oder auch nach einiger Zeit erst sichtbar) verstehen. Selbst wenn beide ansonsten verträglich sind. Es ist Ihre Verantwortung, dass niemand zu Schaden kommt und die Zusammenführung langsam und behutsam tätigen.
Nachdem es oftmals mehrere Generationen von Mischlingen sind, kann man keinen Wesenszug für alle rumänischen Katzen einheitlich fest machen. Alle Samurai sind Japaner, aber nicht jeder Japaner ist ein Samurai. So ist es auch hier. Es ist ja auch jeder ein Individuum.
Leider wissen wir nicht, welche Rassen in unseren Katzen verborgen sind. Die Optik ist trügerisch. Und wenn es nicht eindeutig sichtbar ist, können wir dazu keine Angaben machen.
Unsere Tierheime und damit unser Einzugsgebiet Nordrumänien ist in vielen Teilen sehr ländlich. Daher können wir sagen, dass die Lernerfahrungen mit Menschen oftmals nicht sehr positiv sind. Anders als in touristischen Ländern, wo Urlauber ein Herz für Streuner haben und sie damit auch füttern und ihnen wohlwollend entgegentreten, ist in der rumänischen Bevölkerung der Umgang mit den Straßentieren eher rau. Deshalb können wir oft erst einmal Misstrauen gegenüber Menschen beobachten, insbesondere gegenüber Männern.
Bei Adoption einer Katze aus dem Auslandstierschutz muss man sich immer im Klaren sein, dass es für nichts eine Garantie gibt. Wir können sicherlich bereits in Rumänien eine Tendenz feststellen, wie eine Katze sich im neuen Zuhause verhalten könnte. Aber viele Verhaltensweisen zeigen sich erst nach (Wochen und Monaten) im neuen Zuhause und auch immer im Zusammenspiel mit den Menschen und wie sie Ihr neues Familienmitglied behandeln.
Viele Straßentiere machen schlechte Erfahrungen mit Menschen, die sie vertreiben wollten, ihren Frust an ihnen auslassen (auch Kinder!) in Form von Gewalt. Auch mit anderen Katzen im Kampf um Nahrung und Territorien. Sie kennen mit Sicherheit auch das Gefühl von Hunger und Durst. Und hatten Überlebensangst oder Furcht in bestimmten Situationen. Wir haben aber auch Katzen, die in uns hineinkriechen, wenn Zeit für Streicheleinheiten und nach Aufmerksamkeit und Zuwendung rufen.
Manche sind Frohnaturen, andere Angsthasen, manche sensibel und andere robust, manche sanft und andere übermütig. Von groß bis klein, Alt und Jung, gesund oder mit Handicap ist alles dabei.
Also Nein, sie sind nicht alle traumatisiert, aber ein Tempo im neuen Leben, was die Katze überfordert, kann sie dann hier bei uns traumatisieren. Die Tierschutzkatze braucht Zeit anzukommen, Vertrauen zu Ihnen aufzubauen und die Welt um ihn herum neu zu entdecken. Große Veränderungen verarbeiten auch wir Menschen nicht im Schnelldurchlauf und Katzen geht es da nicht anders.
Wir und unsere Helfer:innen vor Ort geben unser bestes, die Tiere gut einzuschätzen, damit sie ein passendes Zuhause finden. Aber das Habitat ist nach Ausreise ein völlig neues. Wir können nicht vorhersagen, wie unser Schützling in unserem urbanen Umfeld, selbst wenn ländlich, und im engen Zusammenleben mit den Menschen, reagieren wird.
Viele nehmen es locker und freuen sich über die Zuwendung und sind sehr stressresistent. Andere benötigen etwas länger und brauchen eine langsame und behutsame Einführung in unser Leben. Manche sehen und hören das erste Mal Autos, Fahrräder, Jogger, spielende Kinder und vieles mehr.
Nach der langen Reise und dem damit verbundenen Umzug kommen die Tiere das erste Mal mit der Enge unseres Lebens in Kontakt. In unseren Katzen-WGs ist nur wenig Zeit für jedes Individiuum, daher sind Menschen und große Zuwendung ihrerseits erst einmal unbekannt(er). Die meisten kennen kein Haus oder eine Wohnung und damit auch nicht das Zusammenleben mit dem Menschen. Viele neue Eindrücke und Reize prasseln zeitgleich auf sie ein und können die Tiere überfordern.
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