Claudia Keim, Jahrgang 1966, Wirtschaftsübersetzerin, verheiratet, zwei Kinder (geb. 1995 und 1997), Pferde, Hunde, Katzen, 2 Gänse. Eigentlich habe ich schon immer mit Tieren gelebt. Aufgewachsen mit ich mit Dackeln. Besonders gut erinnere ich mich an Dona, sie war meine beste Kindheitsfreundin. Und der Schäferhund unserer Nachbarn, der am Wochenende die Spedition bewachte und aufgrund schlechter Erfahrungen Kinder eigentlich nicht mochte. Irgendwie waren es aber immer diese Tiere, zu denen ich einen besonderen Draht hatte. Ich schlich mich in seinen Zwinger und meine Mutter erzählte mir später, dass sie unsere Nachbarin zu ihrem Mann rufen hörte: „Du, die Kleine ist beim Astor im Zwinger“ und er antwortete ziemlich trocken: „Wenn er ihr bis jetzt nichts getan hat, dann tut er ihr auch nichts“… meine Mutter war in dem Moment nicht wirklich begeistert von der Aktion 🙂 Astor und ich wurden enge Freunde und als er im Sterben lag, war das einzige, was er noch frass, die Leberwurst von meiner Hand. Im Laufe der Jahre brachte ich alles nach Hause, was meiner Meinung nach gerettet werden musste. Kinder aus meiner Schule, die nicht genug zu essen hatten und aus sehr traurigen Familienverhältnissen stammten, Hasen von Viehmärkten, Meerschweinchen und was sonst noch so meinen Weg kreuzte.
Mit 10 Jahren bekam ich mein erstes Pferd – auch „Sandor“ war traumatisiert und aus schlechten Verhältnissen gerettet. Mit 16 kam das zweite Pferd „Loriot“ hinzu – auf das Schlimmste misshandelt. Sie prägten und bestimmten mein Leben und waren mir das Wichtigste! Als ich auszog und studierte, holte ich „Rocky“ aus dem Tierheim. Ein kleiner Münsterländer, der uns 10 Jahre begleitet hat und der auch für unsere Kinder ein wunderbarer Gefährte war. Als er starb, kam Lisa. 4 Monate, schwarz, groß werdend und auch schon voller Angst… Oliver, unser damals 4-jähriger Sohn sagte: „Jetzt hat der Rocky uns Lisa geschickt, damit wir ihr helfen und es ihr gut geht“. Lisa und ich wuchsen mit- und ineinander, sie wurde meine Seelenhündin, wir brauchten keine Worte. Als sie zwei war, kam Sheila dazu. Sie war mit 8 Wochen in einem Karton ausgesetzt gefunden worden und wir holten sie mit 10 Wochen aus dem Tierheim zu uns. Das erste Jahr kämpften wir mit ihr gegen viele Krankheiten und sie hat es geschafft. Und da sie eine ulkige kleine verrückte Motte war, die alles zerbiss und zerstörte, trat ich mit ihr in eine Rettungshundestaffel ein. Ich habe viel lernen dürfen und wundervolle Menschen kennen gelernt. Da unsere „Mädels“ aneinander hingen wie Ying und Yang, entschlossen wir uns im Jahr 2008, unseren „Anton“, damals 4 Monate, aufzunehmen. Der Verein „Berner Sennenhunde in Not“ hatte seine Mutter aus einer Vermehrerstation retten können und unser Kleiner wurde in Sicherheit auf einer Pflegestelle des Vereins geboren. Im Nov. 2012 ging Lisa voraus. Ich wusste, dass der Tag kommen würde, doch nichts konnte mich auf diesen Schmerz vorbereiten, der von da an mein ständiger Begleiter wurde. Chico, ein spanischer Boxer mit lebensbedrohlich ausgebrochener Leishmaniose, kam im März 2013 von „Zuflucht für Notboxer“ dazu. Im November 2015 starb unsere Sheila 15-jährig. Und am 29. November 2015 zogen Luna und Mara vom Verein „Ein Herz für Streuner“ bei uns ein und komplettieren seitdem unser Rudel. Auch Pferde und Katzen haben wir noch immer. Und auch unsere „Weihnachtsgänse“, die wir 2016 von einem Gänsehof retteten, leben auf einem Gnadenhof. Wir leben mittlerweile vegetarisch. Alle unsere Tiere mit ihren Geschichten und Schicksalen aufzuführen, wäre zu lang :-).
Mein Herz gehörte und gehört den Tieren und es erfüllt mich, als Mitglied dieses Teams nun noch mehr bewegen zu können.
„Das Wenige, das du tun kannst, ist viel – wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst.“
Albert Schweitzer