Gerade heute habe ich mich in einer Situation ertappt, in der ich mich mega über meinen Hund gefreut habe. Und da ist mir aufgefallen, wie selten man die kleinen Dinge des Lebens wahrnimmt und wie selten man die wirklichen kleinen Fortschritte der Hunde sieht.
Leo ist seit Januar 2018 bei mir. Er war extrem geräuschempfindlich, Angst vor großen Autos, Fahrradfahrern, Musik. Verständlich, bei dem was er vermutlich vorher erlebt hat. Aber auch wieder nicht verständlich, denn ich konnte nicht nachempfinden, was genau ihm Probleme bereitet. Ich habe damals gesagt: „Ich nehme dich wie du bist. Genau so bist du perfekt.“ Und dann sind wir unsere Baustellen angegangen.
Wenn ich heute mit meinem Hund am See entlang gehe, zwischen gefühlt 100 anderen Menschen, und mein Hund läuft an lockerer Leine neben mir und schaut immer wieder zu mir, dann platze ich fast vor Stolz. Da ist es dann auch nicht schlimm, wenn ich blöde Blicke zugeworfen bekomme weil ich meinen Hund ausgiebig lobe („warum lobt die ihren Hund so, der hat doch nichts Besonderes gemacht.“). Doch, hat er.
Wenn ich mit meinem Hund zu meinem Auto laufe und uns kommt ein Straßenreinigungsfahrzeug entgegen und er zuckt nicht mal sondern schaut mich an und läuft an lockerer Leine mit mir vorbei, dann freue ich mich total. Da macht es dann auch nichts wenn 5 Minuten später die Impulskontrolle aufgebraucht ist und er wieder an der Leine zieht, weil er sich nicht mehr konzentrieren kann.
Wenn mein Hund sich entspannt hinsetzen kann, während ich mich mit meinen Nachbarn oder anderen Leuten unterhalte, anstatt ständig aus der Situation flüchten zu wollen weil es ihm unangenehm ist, dann bekommt er ein dickes Lob von mir. Denn das ist nicht selbstverständlich, besonders nicht für ihn. Und dann macht es auch nichts, wenn er sich dann in einer anderen Situation nicht mehr hinsetzen kann, weil es für ihn zu viel ist.
Die ganz kleinen Fortschritte sind die, die wir so oft übersehen. Aber ich bin so stolz auf ihn und wenn ich meinen Hund heute mit dem kleinen Häufchen Elend vergleiche, was ich damals aus dem Transporter getragen habe, bin ich die stolzeste Hundemama der Welt. Und ich bin noch stolzer sagen zu können, dass ich all das erreicht habe, ohne meinen Hund jemals bestraft zu haben. Ich habe meinem Hund gegenüber nie Gewalt angewandt oder ihn „zusammengeschissen“. Ich habe keinen Leinenruck verwendet oder ihn mit einem „ksch“ Laut in die Seite gepikst. Ich habe all dies erreicht, ohne meinem Hund wehzutun oder ihn einzuschüchtern, sondern auf freundschaftlicher Basis. Und in diesem Moment bin ich dann auch ein wenig stolz auf mich selbst.
Und nein, weder Leo noch ich sind perfekt. Wir haben immernoch viele Baustellen, an denen wir arbeiten oder auch nicht arbeiten, sondern sie einfach akzeptieren. Aber ich wollte euch gern teilhaben lassen an dem stolzen Gefühl das ich heute hatte. Und ich bin sicher, ihr habt so ein Gefühl auch schon einmal gehabt.