Tag 1 in Baia Mare
Letzte Woche bin ich nach einem halben Jahr endlich wieder nach Rumänien geflogen. Meine beste Freundin Katha ist spontan mitgekommen und für sie war es die erste Reise, für mich die zweite. Der Winter in Rumänien ist hart und wir wussten nicht ganz, was uns erwarten wird. Die Wettervorhersage verriet schon mal nichts gutes – nachts wurden es teilweise -19 Grad.
Als wir ankamen, sind wir vom Flughafen sofort zum öffentlichen Shelter in Baia Mare gefahren. Nach etwa 2 Stunden kamen wir an und der erste Weg ging natürlich zu unseren rumänischen Helfern und anschließend zu meinen Lieblingen, die ich schon im letzten Jahr getroffen und ins Herz geschlossen habe. Mein Liebling Dino hat sich wie verrückt gefreut, dass ich mich zu ihm in den kalten Zwinger gesellt habe. Er hat mich angesprungen und wollte mich kaum loslassen. Trotz des dicken Fells hat er so gezittert und traurig gejammert, dass es mir das Herz gebrochen hat, dass ich ihn nicht einfach mitnehmen konnte.
Danach bin ich zu Julchen und Tilly, die bei meinem letzten Besuch noch so schüchtern waren und sich kaum anfassen ließen. Bei Julchen war davon keine Spur mehr zu bemerken. Sie sprang mich die ganze Zeit fröhlich an und innerhalb von Sekunden war ich so dreckig, als hätte ich den ganzen Tag dort verbracht. Ich hab mich so gefreut, dass sie Menschen gegenüber endlich viel offener ist und bald ausreisen darf.
Bei meiner besten Freundin kullerten noch ein paar Tränen. Ich hatte ihr zwar vorher erzählt, wie es im Shelter ist, aber es war trotzdem sehr überwältigend – die vielen Hunde auf engem Raum, das Gebell, die Hunde, die versuchten zu trinken, deren Wassernäpfe total zugefroren waren. All das musste sie abends erstmal verdauen. Da es schon Nachmittag war und die Sonne bald unterging, sind wir kurz darauf in unser Apartment, um uns auf den ersten richtigen Tag vorzubereiten.
Tag 2 in Baia Mare
Am nächsten Morgen haben wir versucht recht früh im Shelter zu sein. Der Plan war, einige Hunde aus ihren Zwingern zu holen, um ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen und neue Fotos und Videos zu erstellen, damit sie auf der Website vorgestellt werden können. Der Boden war so glatt, dass wir aufpassen mussten, dass wir nicht ständig hinfallen. Es war unheimlich kalt und wir brauchten jede Stunde eine Pause, um uns wieder ein wenig aufzuwärmen. Den ganzen Tag bei Minustemperaturen draußen zu verbringen ist einfach nicht auszuhalten. Umso mehr taten uns die Hunde leid, die keine andere Wahl haben.
Bei unseren Pausen gesellten wir uns im Büro zu „Pluto“, so wurde der kleine Welpe von den Rumänen genannt. Der Kleine hatte Parvo knapp überstanden und durfte noch im warmen Büro leben. Paul hat uns mit den Hunden geholfen und sie in Windeseile aus dem Zwinger herausgeholt und wieder hereingebracht. Alleine hätten wir vermutlich zehnmal so lange gebraucht. Aber wie das immer so ist, läuft es nie wie geplant. Paul musste zwischendurch mit kranken Hunden zum Tierarzt und das hat natürlich oberste Priorität.
Als wir unsere Füße nicht mehr spüren und bewegen konnten, haben wir am frühen Nachmittag aufgegeben und sind nach Hause gegangen. Dort angekommen ging die Arbeit noch ein wenig weiter – Bilder sortieren, bearbeiten und hochladen, damit die Hunde so schnell wie möglich aus dieser Hölle herauskommen stand an. Anschließend haben wir uns noch beim Abendessen über den Tag ausgetauscht und den nächsten Tag geplant.
Tag 3 in Baia Mare
Am dritten Tag unserer Rumänienreise ging es direkt wieder zu meinen Lieblingen, um guten Morgen zu sagen. Meine Freundin Katha hatte mittlerweile auch den ein oder anderen Hund besonders in Herz geschlossen und so saßen wir eine Weile bei den Hunden im Zwinger, bevor wir loslegten. Zwar hat man in diesen Momenten immer das Gefühl nicht besonders produktiv zu sein, doch für die Hunde ist vor Ort so wenig Zeit. Niemand kann sich mit knapp 400 Hunden intensiv beschäftigen, so gern das auch jeder würde. Deshalb muss auch das mal sein, die Hunde freuen sich schließlich so sehr über die Zuwendung.
Anschließend sind wir zu ein paar sehr schüchternen Hunden gegangen, die sich beim letzten Mal nicht streicheln ließen. Doch nach ein paar Minuten hat Bine die Zuneigung total genossen und sich gerne streicheln lassen. Auch die drei „Wursthunde“ Chep, Kicko und Louis waren nicht mehr so schüchtern wie bei meinem letzten Besuch. Ganz ohne Leckerchen kamen die drei an, haben mich neugierig beschnuppert und sind an mir hochgesprungen.
Es ist so schön zu sehen, dass ein paar Hunde Fortschritte machen und ihre Chancen auf eine Vermittlung damit steigen!
Am Nachmittag machten wir noch einige Fotos von Hunden. Auch der Welpe „Pluto“, der jetzt übrigens Holy getauft wurde, hatte heute sein Fotoshooting.
Dann ging es in den Katzenraum. Die ehemalige Pflegestelle von 7 jungen Katzen kam vorbei und erzählte uns, wie sie sie gefunden hatte und wir machten wieder von allen Tieren Fotos, damit sie vermittelt werden können. Zugegeben, ich bin eigentlich nicht der Katzen-Typ und werde wohl eher „Hundemama“ bleiben. Aber die 7 Geschwister waren so unheimlich verschmust und zutraulich, dass man sie nur lieben konnte. Man hat Bianca, der ehemaligen Pflegestelle, sehr angemerkt, wie herzlich sie die Kleinen behandelt hat und wie ihr der Tierschutz am Herzen liegt.
So langsam wurde es auch schon dunkel und wir sind nach Hause. Morgen war schon unser letzter Tag…
Tag 4 in Baia Mare
Wir konnten gar nicht glauben, dass schon unser letzter Tag angebrochen ist. Wie schnell die Zeit immer vergeht, wenn man den ganzen Tag mit Hunden verbringt.
Als wir angekommen sind, hat Paul uns direkt mit in sein Shelter genommen. Ich war schon einmal da, aber für Katha war es der erste Besuch im Pauls Shelter. Es ist immer wieder ein wundervoller Kontrast zu dem lauten, vollen Shelter. Die Hunde spielen auf der Wiese, tollen herum und fühlen sich sichtlich wohl. Es ist einfach nur ruhig und friedlich und man merkt, wie viel Zeit und Liebe Paul in dieses Projekt steckt. Wir haben ein paar Fotos von den spielenden Hunden gemacht und Paul hat uns von den weiteren Plänen erzählt. Bei der aktuellen Kälte können sie leider nicht so weiterarbeiten wie gewünscht, aber in kurzer Zeit ist das hoffentlich anders.
Zurück im öffentlichen Shelter angekommen, haben wir noch einige Hunde herausgeholt und aktuelle Fotos gemacht. Paul hat uns geholfen und wir waren super dankbar, wie schnell wir dank seiner Hilfe durch waren. Als wir fast fertig waren, kam die Animal Police und hat einen Neuzugang gebracht. Der arme Hund war betäubt und konnte sich nicht einmal bewegen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es sein muss, wenn er aufwacht und plötzlich zwischen all diesem Lärm und den vielen Hunden gelandet ist.
Nach den Tagen hatten wir das Gefühl, nicht genug geschafft zu haben und dass wir noch viel mehr Hunden hätten helfen können. Aber ich glaube, dieses Gefühl wird man immer haben, weil es immer noch genug Baustellen und noch mehr zu tun gibt. Trotzdem hilft jeder kleine Schritt, jeder Hund, der gerettet werden kann. Katha hat schon beschlossen im April wiederzukommen und ich bin gespannt, ob es klappen wird. Trotz all der schlimmen Dinge, die man sieht, ist es jedes Mal ein schönes Gefühl da gewesen zu sein und zu wissen, dass man den Hunden, wenn auch nur ein wenig, helfen konnte.
Bis zum nächsten Mal, Baia Mare.