Ursu hat sein Zuhause gefunden!
Seine Geschichte:
84152 Mengkofen. Seit Ende Juni ist Ursu bereits in Deutschland und musste jetzt aus privaten Gründen in eine Pension umgesetzt werden…
Ursu ist ein toller Kerl und hat in den zwei Wochen seit seiner Ankunft bereits die ganze Nachbarschaft um seinen Finger gewickelt. Seine ruhige, Menschen zugewandte Art zusammen mit dem Aussehen eines Riesenteddys sorgt dafür, dass man sich auf Anhieb verliebt. Auch die Pflegestelle ist ihm sehr zugetan, die Hündin Hummel der Familie und er sind supersüß zusammen und es geht einem ans Herz, zu sehen, wie sehr der Dicke Liebe und Zuwendung genießt.
Bei aller Schwärmerei – Ursu zeigt sich bisher als absolut klassischer Herdenschutzhund in allen Facetten. Es fängt bei harmlosen Sachen an wie z. B., dass seine Art, Liebe und Zuneigung zu genießen sehr viel zurückhaltender ist als beim durchschnittlichen Hundekumpel von der Spielwiese – Überschwang ist nicht so sein Ding, außer im Spiel mit anderen Hunden. Draußen ist er freundlich zu allen Menschen – solange es hell ist. Nachts kann das, wenn ihn das Auftauchen erschreckt, schon anders aussehen. Er zeigt dabei keine Tendenz anzugreifen, aber sehr wohl zu verteidigen, d.h. er stellt sich vor seinen Menschen und bellt – lautstark, mit einem beeindruckenden Organ und wenig Einsicht, das wieder zu lassen, bis die Gefahr sich verzogen hat. Auf die Gefühle der umliegenden Hausbewohner nimmt er dabei keine Rücksicht. Alles nicht weiter schlimm, muss man aber vertragen können.
Gäste im eigenen Zuhause werden unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit auf diese charmante Art begrüßt. Auch merkwürdige Geräusche und Ereignisse werden vorsichtshalber verbellt, da ein guter Wachhund 24/7 im Dienst ist, konsequenterweise auch nachts um 1 Uhr.
Ursu ist aber absolut kein Kläffer, der wahllos alles meldet was sich bewegt, nur wenn etwas sein Misstrauen erregt hat, dann hört man es und es kann ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, ihn davon zu überzeugen, jetzt wieder ruhig zu sein. Denn den klassischen Sturkopf und die Unabhängigkeit der Herdenschutzhunde hat er definitiv! Es kann schonmal vorkommen, dass er nach dem Gassi gehen den Sprung zurück ins Auto verweigert, einfach, weil er seiner Meinung nach noch gar nicht fertig war mit Gassi. Ihm Dinge beizubringen, bedarf viel Gelassenheit, einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen, Zeit und den Willen, zur Not sturer zu sein als der Hund. Ihm mal eben zwischen Tür und Angel zu verklickern, dass er dieses oder jenes tun bzw. lassen soll – keine Chance.
Herdenschutzliebhaber schätzen die Eigenschaften, die Ursu mitbringt, sehr, da das Training einiges an Kreativität verlangt und man selbst ebenfalls viel lernt, über Dinge wie Geduld und das Reflektieren darüber, welche Kämpfe sich im Leben lohnen und welche nicht. Aber jemand mit wenig Hundeerfahrung oder Vertrauen in sich selbst, dass man dem Hund am Ende schon beibringt, was er wissen muss, wird Ursu definitiv an seine Grenzen bringen. Man sollte eine gewisse Durchsetzungsfreude mitbringen und keine Angst vor Diskussionen haben, um mit Ursu arbeiten zu können. Hat er erstmal fertig ausgetestet, ob er seinen Willen nicht doch irgendwie durchgesetzt bekommt, zeigt er sich durchaus willig, dem zu folgen was vorgegeben wird. Allerdings seeeehr gemütlich, immer bemüht, die Gefahr zu vermeiden, dass irgendwo Hektik aufkommen könnte.
Jetzt könnte man meinen, es hier mit einem knallharten Wächter zu tun zu haben, dem Eiswasser statt Blut durch die Venen fließt und für den nur die eigene Meinung zählt – aber weit gefehlt! Unter dem schwarzen Fell und hinter den riesigen Pfoten verbirgt sich ein waschechtes Sensibelchen, das Härte nicht gut verträgt und vor allem geliebt werden will. Wird er geschimpft, schrumpft der ganze Hund zur Hälfte zusammen und tritt tieftraurig den Rückzug an. Denn Herdenschutzhund hin oder her, vor allem ist er ein Hund, der lange auf Liebe verzichten musste und der alles richtig machen will. Leichter macht es seine Sensibilität allerdings nicht, das passende Maß zwischen Strenge und Nachgiebigkeit zu finden. Auch tut er sich aufgrund dieser Sensibilität mit neuen Situationen sichtlich schwer, er braucht viel Zeit bis er sich z. B. an eine neue Gassiwiese oder ein gruseliges Treppenhaus gewöhnt hat. Ursu ist noch nicht lange in seiner Pflegestelle, das wird sich bestimmt noch legen. Im Moment prasselt ja doch noch sehr viel Neues auf den armen Kerl ein. Auch das klassische, Leckerli basierte Hundetraining ist noch völlig neu für ihn und die Erkenntnis, dass es zwischen „Ich bekomm das Leckerli“ und „Ich bekomme es nicht“ noch ein „Ich bekomm das Leckerli, wenn ich etwas dafür tue“ gibt, bahnt sich erst sehr, sehr langsam ihren Weg.
Mit anderen Hunden ist er bedingt verträglich. Bisher hat die Pflegestelle die Hundekontakte noch ein wenig beschränkt, doch es macht den Eindruck, dass er sich selbst aussucht, wen er mag und wen nicht. Wenn er Hunde irgendwo sieht, reagiert er erstmal stürmisch und aufgeregt und wenn man die Leine dann nicht richtig festhält, würde er wohl hin rasen. Beim anderen Hund angekommen reagiert er je nach Hund stürmisch bis skeptisch, auch Knurren war schon dabei. Außerdem ist ihm Individualdistanz sehr wichtig und bei seinen Kauknochen versteht er wenig Spaß – da sollen die anderen bitte schön wegbleiben. So gut er sich jetzt mit der Pflegehündin versteht, die erste Woche war ein holpriges Auf und Ab zwischen Rantasten, Abwehren und dann wieder Anspielen und man konnte sie in dieser Zeit nicht aus den Augen lassen. Jetzt haben die zwei sich nicht nur kennen, sondern auch lieben gelernt und sind ständig am Spielen. Generell steigt Ursus Energielevel mit jedem Tag mehr, es macht den Eindruck, als würde ein richtig sportlicher, bewegungsfreudiger Hund aus ihm werden, der viel Auslauf und Beschäftigung brauchen wird.
Zur Verträglichkeit mit anderen Tieren: Er zeigt sich den Katzen gegenüber meist gleichgültig, die Kleintiere faszinieren ihn aber sehr. Er hat einen gewissen Jagdtrieb und die Tendenz, allem, was sich schnell bewegt, hinterher rennen zu wollen (auch Scheinwerfern von Autos).
Trotzdem ist alles, was hier geschrieben wurde, erstmal noch unter Vorbehalt zu lesen – selbst unter Idealbedingungen ist es unmöglich, ein Lebewesen innerhalb von zwei Wochen richtig kennen zu lernen und komplett einschätzen zu können. Ursu ist noch nicht im Ansatz richtig angekommen und die nächste Zeit wird sicher noch davon geprägt sein, dass er sich entfaltet und ausprobiert, während die Pflegestelle ihr bestes geben wird, diese Entfaltung gleich in die richtigen Bahnen zu lenken. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt also noch schwer zu sagen, wohin die Reise gehen wird und welche Verhaltensmuster sich etablieren oder auflösen (lassen). Mit einiger Sicherheit lässt sich aber schon sagen, dass Ursu standhafte Rassekenner sucht, die mit den Eigenheiten und Bedürfnissen von Herdenschutzhunden vertraut sind und sich von seiner Größe und seinem Dickkopf nicht ins Bockshorn jagen lassen. In den richtigen Händen, die seine wirklich guten Anlagen richtig zur Geltung bringen, wird er ein wunderbarer, unbestechlicher Begleiter.
Ach ja, er ist stubenrein und fährt mit dem Auto mit, vorausgesetzt, man hat genug Fleischwurst, um ihn zum Sprung ins Auto zu überreden – gerne fährt er nämlich nicht. In seinem Traumzuhause würde das Auto bestenfalls nur eine sehr kleine Rolle spielen.
Wir wünschen uns für Ursu ein Haus mit einem eingezäunten Grundstück, möglichst in einer ländlichen Gegend, und sehr viel Familienanschluss, denn auch ein so großer Hund wie Ursu wünscht sich Zärtlichkeit und liebevolle Ansprache von seinen Besitzern. Mit Rüden ist Ursu allerdings nur bedingt verträglich. Ursu wird auf etwa 5 Jahre geschätzt und ist mit etwa 70 cm Schulterhöhe ein großer Rüde.
Nach einer positiven Vorkontrolle kann er gegen eine Schutzgebühr von 450 Euro ab sofort gechipt, geimpft, entwurmt und kastriert mit einem EU-Heimtierausweis in sein neues Zuhause ziehen.
Vielen Dank an Monika B., dank dir hat unser Ursu einen ganz tollen Namen und die Chance auf ein neues Leben bekommen!