Reisebericht

Donnerstag, 06.05.2021

Ankunft in Cluj

Wir (Lars, Andrea, Rosi) starten in Memmingen und kommen pünktlich in Cluj an.
Sandra ist bereits ein paar Stunden früher gelandet. Sie ist schon in Fantanele um sich dort ein neues kleines Shelter anzuschauen. Es ist eine Pension, in der Roxana Costan Hunde unterbringt, die keinen Platz mehr in der Pension in Zalau finden. Oder Hunde, die auf der Strasse gefunden werden und keine Pflegestelle haben wo sie untergebracht werden können.
Durch die Einladung des Bürgermeisters Ioan Turc, Bistrita, ist die Einreise ohne Quarantäne kein Problem.
Claudiu holt uns am Flughafen ab und fährt uns auch nach Fantanele, um dort Sandra einzusammeln.

In Fantanele angekommen, werden wir begrüßt und stürzen uns gleich auf die Hunde. Sandra hat sie sich schon alle angesehen und mit Leckerli durchgefüttert.
Wir bekommen einen Kaffee und freuen uns, dass es in diesem Shelter noch so sauber ist. Hier müsste man allerdings die Dächer verbessern. Im Winter wird es hier bis zu 1 m hoch Schnee haben. Der Schnee wird dann auch in den Zwingern landen und die Hunde frieren. Nach einem letzten Rundgang brechen wir auf nach Bistrita.

Vor dem Besuch des Shelters haben Sandra und Roxana noch kurz Halt gemacht in einer Tierarztpraxis in Cluj, um sich die dortigen Bedingungen anzuschauen und unsere Hunde zu sehen. Aktuell sitzt z.B. Tris dort, um sein Nierenproblem zu untersuchen. Aber auch der kleine Bino wird heute untersucht. Seine Wirbelsäule ist komplett durchgebrochen und er braucht einen Rolli.

Meda empfängt uns herzlich. Wir werden bei Meda und Claudiu schlafen. Sie hat schon alles liebevoll vorbereitet und mit Sicherheit 2 Tage lang das Haus von oben bis unten geschrubbt. Es gibt an der langen Tafel im Wohnzimmer leckeres Essen.

Freitag, 07.05.2021 

Wir starten früh, um schnell ins Shelter zu kommen.
Im Shelter angekommen, sind wir erfreut, dass sich der Müllberg davor etwas gelichtet hat. Und fragen uns gleichzeitig, wo der dann wohl gelandet ist….

Wir begrüßen alle und gehen dann erstmal die Gänge durch. Mora sitzt verängstigt in ihrem Zwinger und versteht die Welt nicht mehr. Alle Hunde sind neu, wir kennen nur noch 4 alte Insassen von unserem letzten Besuch. Was uns einerseits sehr freut. Aber uns wird auch klar, dass wir das Shelter niemals leer bekommen werden.
Die nächsten Tage werden wir versuchen alle genau anzuschauen und uns ein Bild zu machen, damit wir sie besser einschätzen und vermitteln können. Die große Anzahl an neuen traurigen Hundeaugen erdrückt uns förmlich. Alle betteln um unsere Aufmerksamkeit.

Unser Ziel ist heute, das Vet-Zimmer zu reinigen. Etwas ratlos beginnen wir. Schnell sind wir uns einig, dass einfach alles raus muss, und stellen den Raum auf den Kopf.
Nachdem alles leergeräumt ist, schrubben wir alles gründlich sauber.

Im Baumarkt kaufen wir Putzmittel, Farbe und viele viele Boxen für die Spritzen, Verbände, Kanülen, etc.
Die Einrichtung (OP-Tische, Schränke) kommen auch nicht ungeschoren davon und werden gründlichst mit Chlor und Hochdruckreiniger auf Hochglanz gebracht.

Der Kamerainstallateur kommt und befestigt alle 9 Kameras. Leider bohrt er ein Kabel an und im Vet-Zimmer gibt es keinen Strom mehr. Eine einzige Steckdose im gesamten Shelter geht noch. Alle kloppen sich darum.

Nachmittags haben wir einen Termin beim Bürgermeister, er verspätet sich, weil er selbst noch einen Termin mit ein paar Priestern hat. Wir müssen mit dem Vize vorliebnehmen.
Abends gehen wir in das Restaurant von Roxanas Mutter. Wir sind alle sehr hungrig und freuen uns auf leckere Spaghetti aglio e olio.
Lars wird von Roxanas Vater zu Whiskey eingeladen und alle wundern sich, warum ich da so entspannt bleibe. In Rumänien trinken die Kinder nicht vor den Eltern, auch wenn sie schon 30 sind.

Samstag, 08.05.2021

Sandra und Andrea machen sich mit Christine auf den Weg nach Zalau.
Unterwegs gabeln sie gleich mal ein paar Hunde auf. Auf dem Hinweg finden sie eine kleine schwarz beige Maus, die im hohen Gras nur ihren Rücken zeigte. Aber Sandra und Andrea entgeht nichts und schnurstracks drehen sie um und fahren zurück zu einem alten Kiosk, wo die kleine Hündin nach Futter suchte. Zum Glück hatte Christine eine Box hinten im Kofferraum, in die sie gleich gesetzt wird. Sie freut sich, denn es ist warm und trocken und gibt genug Futter. Sie sucht noch einen Namen und Andrea tauft sie auf Chici.

Auf dem Rückweg nach Bistrita finden sie mitten im Nirgendwo eine Gruppe von 5 Hunden am Straßenrand. Sofort steigen sie aus und verteilen Futter in großen Mengen. Ein Hund sticht besonders hervor. Er ist groß, schlaksig, sehr dünn und mit Zecken übersäht. Man sieht, dass er nie Futter abbekommt und das letzte Glied in der Kette ist. 2 weitere Hunde sind sehr lieb und offen, eine ist ziemlich sicher schwanger. Aber alle bekommen sie nicht ins Auto. Also nehmen sie den großen mit auf die Rückbank, als ein Bewohner eines Hauses raus kommt und sie auf die Hunde anspricht. Erstaunlicherweise ist dieser sehr nett und hat sogar eine der Hündinnen kastrieren lassen! Und er füttert sie ab und an. Er geht in einen Schuppen und holt dort eine ältere kleine Hündin, ca. 9 Jahre, raus und drückt sie uns in den Arm. Sie sitzt jetzt bei Sandra vorne auf dem Schoß. Ihr Name ist Lina.

Wir haben uns fest vorgenommen, die anderen beiden Hunde noch zu holen, sobald ein Platz im Shelter frei wird. Nach dem nächsten Transport könnten sie kommen. Wir haben eine Google Nadel gesetzt und hoffen, dass wir die Gruppe wieder finden werden. 2 der Gang können dort bleiben. Sie sehen gut aus und dürfen auch in den Garten des Mannes. Alle drei Hunde kommen in einen Zwinger auf dem Feld von Christine. Roxana, die Shelter Tierärztin, kommt sofort und alle werden geimpft, direkt gechipt, entwurmt und entfloht. Frische Betten werden aufgestellt und ganz viel gutes Futter und Wasser.

Chici und Schlaksi spielen den ganzen Tag wie kleine Kinder. Lina hätte gerne ihre Ruhe und schläft sich aus.
Lars und ich werkeln im Vet-Zimmer weiter. Wir sortieren eine Menge. Es ist alles wild durcheinander. Wir schütten alles auf den Boden und teilen erstmal grob auf in Verbände, Spritzen und sonstiges OP-Material, Medikamente etc. Das Vet-Zimmer wird gestrichen und sieht schon richtig schön aus.

Nachmittags nehmen wir uns zusammen mit Claudiu und Meda den Außenbereich für die Welpen vor, da dort ja ein neuer Betonboden hinkommen soll. Vorher muss aber noch der ganze Müll von diesem Areal entfernt werden. Ich habe die Schubkarren nicht gezählt. Obwohl wir nur ein paar Hände sind, kommen wir schnell voran und es sieht schon viel besser aus.

Nachmittags kommen Andrea und Sandra aus Zalau zurück und packen auch nochmal kräftig mit an. So sind wir abends happy, das Vet-Zimmer sieht ordentlich und sauber aus.
Der Beton kann auch kommen. Ich fahre mit Meda und Lars vorher zurück. Ich koche für uns alle Spätzle.
Sascha, die alte Hündin von Meda ist da. Meda hat sie übers Wochenende von Roxana abgeholt. Es geht ihr gar nicht gut. Sie hat eine große Wunde am Bauch, und der Krebs ist überall. Meda muss sich schweren Herzens entscheiden und Sascha erlösen lassen. Roxana kommt. Wir sind alle sehr traurig.

Sonntag, 09.05.2021

Der Hochdruckreiniger ist ständig im Einsatz. Nach dem Vet-Zimmer ist die Aussenfassade dran und der Wärter-Raum. Ganz schön dreckig alles.
Das alte Regal und die Kommode kommen weg. Dafür gibt es eine Grundreinigung vom WC, dem „Duschraum“ und dem Aufenthaltsraum.

Lars ist etwas blaß um die Nase und fühlt sich nicht gut. Er fährt früher mit Meda nach Hause und legt sich ins Bett.

Die Dog Catcher holen ihre Gewehre und fahren mit dem Auto los. Wir wissen, was jetzt passiert. Sie werden wieder mit Hunden zurück kommen. Wir machen uns viele Gedanken. Die Dog Catcher kommen zurück mit einem sehr schönen dunkelbraunen Rüden mit längerem Fell. Super lieb und anhänglich. Und ein Welpe, der neben seinem toten Bruder gefunden wurde. Er wird direkt zum Arzt gebracht, denn wir vermuten eine Parvovirose-Erkrankung. Leider wird Parvo mit einem Test bestätigt und er muss in der Praxis bleiben. Er bekommt jetzt Infusionen und wir hoffen, dass er es schaffen wird.

Wir entscheiden spontan um sieben, dass wir uns im Drive-Through noch schnell impfen lassen. In Deutschland ist so etwas ja leider nicht möglich.

Es dauert grade mal 15 Minuten und jeder hat eine Corona-Schutzimpfung intus. Die Frage ist nur, ob es möglich ist, die zweite Impfung in Deutschland zu bekommen, oder ob wir dafür nochmal nach Rumänien fliegen müssen.

Meda hat eine große Pizza bestellt und die lassen wir uns hungrig schmecken.

Montag, 10.05.2021

Lars bleibt zuhause und schläft sich aus.

Im Shelter streichen wir die Aussenfassade und den Wärterraum. Der zweite Wärterraum wird von uns annektiert. Hier sollen noch Puppys untergebracht werden. Die Wärter müssen alles ausräumen und sind nicht sonderlich begeistert. Dieser Raum wird dann auch noch gestrichen.
Hier soll dann auch noch ein neuer Betonboden reinkommen. Zusätzlich noch 2 neue Türen und 2 neue Fenster. Dringend muss hier die Fassade und vor allem das Dach ausgebessert werden!

Claudiu will aus dem alten Fliesenstapel, der im Shelter schon etwas länger liegt, die Wand verkleiden.

Ein Mann bringt einen alten, ca. 9 Jahre, Rüden mit einer sehr schweren Eisenkette ins Tierheim. Angeblich ist es nicht sein Hund. Der Hund ist extrem gestresst und er speichelt stark. Er hat 9 Jahre seines Lebens an der Kette gelebt und wird jetzt in einen kleinen engen Zwinger gesperrt. Es bricht uns das Herz. Wir hoffen sehr, dass wir noch ein schönes Zuhause für ihn finden werden.

Wieder gehen wir regelmäßig durch alle Gänge und versuchen alle Namen und alle Hunde abzuspeichern. Jedes Verhalten, vor allem verändertes Verhalten, wird notiert. Denn wurden wir anfangs teilweise von den „aggressiven“ Hunden noch angeknurrt und angebellt, beruhigt sich die Stimmung immer mehr und einige Hunde freuen sich schon, wenn sie uns sehen. Unser Grummel „Kurt“ und auch einen noch namenlosen Rüden, können wir ohne Probleme durch die Gitter streicheln und sie freuen sich riesig.

Claudiu grillt abends für uns, und es gibt reichlich Wein.

Dienstag, 10.05.2021

Wir sind schon alle ziemlich KO und brauchen etwas länger zum Aufstehen.

Wir kaufen ein neues Regal und einen neuen Tisch für den Wärterraum. Hier legen wir letzte Hand an und schrauben z. B. den Wasserhahn fest, oder bringen einen neuen Toilettenpapierhalter an. Flaviu versucht, das Regal eigenständig aufzubauen. Ich muss ihm ein bisschen helfen.

Der Beton kommt und der Außenbereich sieht schon richtig schick aus. Für die beiden neuen Zwingerbereiche gibt es viele Ideen und Nutzungsmöglichkeiten. Die Zwinger hier sollen in jedem Fall größer werden als die kleinen im Shelter. Eine Quarantäne-Station ist eine mögliche Idee, oder für kranke Hunde, etc. Brauchen werden wir sie in jedem Fall. Jetzt werden zunächst Kosten eingeholt für den Bau der neuen Anlagen. Der Beton war schon sehr teuer mit 2.500 Euro. Die neuen Anlagen werden uns auch ein paar Tausend Euro kosten. Wir sind hier dringend auf Spenden und Hilfe angewiesen, um alle weiteren Baumaßnahmen umsetzen zu können.

Meda findet zwei kleine Spatzenküken. Das große stirbt leider in der Nacht. Der kleine ist anfangs etwas schwächlich, aber dann zeigt er, wie groß so ein Spatzenhunger sein kann. Meda wird sich um den kleinen Spatz kümmern, da wir ja morgen schon abreisen müssen und es wahrscheinlich schwierig wird, den kleinen im Flugzeug mit zu schmuggeln.

Meda hat uns ganz viel Spaghetti gekocht.

Mittwoch, 12.05.2021

Heute verabschieden wir uns von den Hunden. Alle bekommen nochmal ganz viel liebe Worte und Käse. Wir versprechen allen, dass wir sie rausholen werden. Bald wird es einen Transport geben und wir freuen uns schon sehr auf die ersten, die reisen dürfen.

Noch einmal wird kurz durchgewischt im Vet-Zimmer. Hoffentlich bleibt es so sauber.

Meda und Claudiu bringen uns zum Flughafen. Wir verabschieden uns und vielleicht sind wir in ein paar Wochen ja schon wieder da für unsere Zweit-Impfung.

Wir haben zu viert bzw. sechst da Meda und Claudiu uns ständig viel geholfen haben, sehr viel erledigen können. Aber auch die Wärter haben fleißig mit angepackt und den Müll entsorgt, den Schuppen ausgeräumt, alle Betten und rattenzerfressene Decken von den Zwingerdächern geholt, etc. Als Dankeschön haben wir ihnen ein paar Dosen Bier und Kekse auf ihren neuen Tisch im Aufenthaltszimmer gestellt.

Bis bald Bistrita!