Meine siebte Reise nach Rumänien liegt nun hinter mir und es gibt wieder viel zu berichten. 10 Tage lang habe ich vor Ort mitgeholfen und sowohl viel Schreckliches als auch Gutes erlebt. Am ersten Tag holte mich Paul aus Cluj ab und wir fuhren direkt ins öffentliche Shelter von Baia Mare, wo ich den ganzen Aufenthalt verbrachte. Eine Sache, die sich nie ändert, ist das Gefühl wieder dorthin zurückzukehren. Es ist eine Mischung aus Trauer, Freude, Tatendrang und Liebe zu diesem einerseits deprimierenden aber gleichzeitig hoffnungsvollen Ort. Ich kann bis heute nicht erklären warum, aber das öffentliche Shelter in Baia Mare gehört zu meinen Lieblingsplätzen auf der Welt, auch wenn das erst einmal paradox klingt.
Wie kann man einen so traurigen Ort lieben? Die Erklärung ist allerdings sehr einfach: mehr als 450 Hunde warten dort auf ihr Zuhause und an kaum einem anderen Ort findet man so viel bedingungslose Liebe. Man hat hier die Möglichkeit für jeden einzelnen einen Unterschied zu machen, egal ob groß oder klein. Jeder kleine Kontakt, jedes aus dem Zwinger holen oder auch nur jeder Blick kann den Hunden dort ein wenig Hoffnung schenken. Es ist einfach ein Ort, an dem Wunder passieren können.
Wie zum Beispiel bei unserem Safiro: Seit 4 Besuchen habe ich mich immer wieder mit ihm beschäftigt und er hat sich von einem Hund, der sich nicht anfassen lässt, langsam mehr und mehr getraut. Was mich bei ihm sehr getroffen hatte, war der Versuch beim letzten Mal ihn aus dem Zwinger zu holen. Ich ging davon aus, dass er inzwischen, wie 80% der Hunde, freudig aus dem Zwinger rennen würde, aber weit gefehlt. Er wartet nun bereits mehr als 3 Jahre und die Angst seinen so vertrauten Zwinger zu verlassen war doch tatsächlich größer als die Freude an der Welt dort draußen. Zu sehen wie sehr sich ein Lebewesen an so einen Zustand gewöhnt und es als normal ansieht, brach mir damals das Herz, obwohl die Zwingertür offenstand und er nur ein paar Schritte hätte gehen müssen, rührte er sich keinen Meter. im Gegenteil, er machte eher welche rückwärts. Umso größer war meine Freude als ich ihn dieses Mal aus dem Zwinger tragen durfte und er das erste Mal wieder Gras unter den Pfoten hatte. Genau dies sind Momente, wofür sich die Reisen lohnen.
Unsere rumänischen Kollegen vor Ort haben oftmals kaum Zeit mit unseren Schätzen zu arbeiten, dafür sind es einfach viel zu viele. Außerdem fiel mir bei meinem letzten Besuch auch auf, wie viele schwarze Hunde noch auf ihr Glück warten. Leider haben viele immer noch Angst vor ihnen, was dazu führt, dass sie schlechtere Chancen haben auszureisen. Daher bitte ich euch, guckt besonders nach unseren dunklen Hunden, sie haben es genauso verdient wie alle anderen. In den 10 Tagen habe ich auch ein paar unserer Pflegestellen kennengelernt, die sich alle Mühe geben unseren Schätzen bei ihrem Neustart zu helfen. Hier wird bereits mit den Hunden gearbeitet, sodass sie Schritt für Schritt lernen können, dass es auch gute Menschen gibt, wie zum Beispiel bei Kaya. Aber auch unsere Jagdhund-Familie, bestehend aus Linchen, Neo, Joell und Pongo, wird seit klein auf versorgt. Leider werden aktuell sehr viele Welpen in unseren Sheltern, und sogar in unseren rumänischen Pflegestellen erwachsen. Teilweise bleiben komplette Würfe zurück wie unsere Tänzerbande mit Mambo, Tango, Boogie, Lambada und viele weitere Geschwister. All diese Hunde dort großwerden zu sehen ist sehr belastend für unser gesamtes Team. Bei jedem Besuch sieht man wieder, dass sie ein Stück größer geworden sind und eigentlich schon längst ihr eigenes Körbchen haben sollten. Dass es ältere, größere oder schüchterne Hunde schwerer haben ist etwas was wir kennen, dass allerdings Welpen nicht mehr ausreisen ist einfach schrecklich, da das Shelter alles andere als der richtige Ort ist, um groß zu werden.
Aktuell sind es alleine in Baia Mare ca. 100 Junghunde, die schon mehrere Monate auf ihr Zuhause warten. Gleichzeitig kommen jede Woche neue Welpen im Shelter an, die richtige Hingucker sind. Unser Bongo könnte beispielsweise mit seiner Haarpracht an den Ohren sofort für jeden Shampoo-Hersteller Werbung machen. Oder Zazou, der mit seinem unschuldigen Lächeln jedem zum Schmelzen bringt. Während ich vor Ort war kamen jeden Tag Hunde im Shelter an, von alt bis jung und groß bis klein war alles dabei, allerdings hatten sie alle eins gemeinsam, alle waren Menschen gegenüber offen. Die meisten Hunde kommen durch die Hundefänger ins Shelter, weshalb sie meistens einen Tranquilizer kriegen und erst im Shelter wieder wach werden. Dass diese Seelen es schaffen trotz des ganzen Stresses so offen Menschen gegenüber zu bleiben ist einfach beeindruckend für mich. Besonders Bröseline und River waren sofort freundlich und verhielten sich so als wäre nichts passiert, aber auch unser weißer Riese Sit lief begeistert mit uns mit beim Fotoshooting.
Einen Tag habe ich außerdem in unserem Open Shelter in Busag verbracht, wo ebenfalls ca. 100 Hunde auf ihr Zuhause warten. Dort sind wir auf Zayn getroffen, einen älteren Rüden, der weder noch gut sehen oder hören kann. Ihn dort so verloren zu sehen war schrecklich. Unsere ältere Beagledame Mella sucht ebenfalls noch ihr Zuhause und kam freudig auf mich zu gerannt und ließ sich gern streicheln. Auch in Busag bin ich wieder auf viele vertraute Gesichter gestoßen, wie unsere wunderschöne Sterre, einer meiner Lieblinge dort. Natürlich ist es schön, dass die Hunde sich hier frei bewegen können und nicht wie im öffentlichen Shelter eingesperrt sind, trotzdem suchen auch sie dringend ein Zuhause, wo sie endlich als Familienmitglied behandelt werden.
Leider wurde mir bei dieser Reise auch wieder bewusst, dass wir nicht schnell genug sind, um alle zu retten. Als ich ankam, konnte unser Olli noch gehen und auch seine Familie freute sich schon darauf, ihn in 2 Wochen zu begrüßen. Leider haben wir ihn nach wenigen Tagen verloren, was einfach ein schrecklicher Verlust war, seine Zukunft hätte noch so schön werden können. Dieses Leid gehört leider zum traurigen Alltag unseres rumänischen Teams. Was hier jeder einzelne leistet ist nicht nur körperlich, sondern besonders emotional sehr anstrengend und erschöpfend. Trotzdem geben sie dort vor Ort alles, um jeden aus diesem Leben zu befreien und dies verdient den größten Respekt und Wertschätzung. Wenn ich von so einer Reise wieder nach Hause komme, brauche ich meistens einen gesamten Tag um mich wieder zu erholen und zur Ruhe zu kommen, das bleibt unseren rumänischen Kollegen quasi verwehrt und trotz dessen machen sie weiter.
Bald steht meine nächste Reise an und ich freue mich schon sehr darauf unser Team und unsere Tiere vor Ort wieder zu sehen.
Jeder kann helfen dieses Leid zu reduzieren. Bitte helft uns und vor allem den Hunden im Shelter dabei! Ob als Pflegestelle, mit einem Für-immer-Zuhause oder mit einer Patenschaft – jede Hilfe ist wichtig und rettet Leben.