Ich war vor einer Woche in Rumänien und würde euch gerne davon berichten.
Am ersten Abend wurde mir wieder bewusst, was für ein tolles Team wir vor Ort haben. Simona holte mich vom Flughafen ab, ich schlief bei ihr und wurde wieder aufs Neue von der rumänischen Gastfreundschaft überwältigt. Dann fuhren wir zusammen mit einer weiteren großartigen Kollegin, Roxana, in unser Shelter nahe Cluj. Dort sah ich dann endlich meinen Goldschatz Horus wieder, welcher Dank der Arbeit unseres Teams endlich Fortschritte macht. Bei meinem letzten Besuch ließ er sich nicht berühren, nun freute er sich als man an seinem Zwinger stand und man konnte sein Vertrauen gegenüber der Kollegin richtig sehen, was einfach atemberaubend war. Ich verbrachte dort einige Stunden und habe ein wenig Zeit mit meinen Lieblingen verbracht wie z.B. unserem Riesenbaby Drago. Auch wenn ich weiß, dass sie es hier den Umständen entsprechend gut haben, freue ich mich über jeden Hund, den ich nicht wiedersehe. Das bedeutet nämlich, dass sie es geschafft haben ein Zuhause zu finden, dass sich unsere Arbeit lohnt und wir nun weiteren Hunden helfen können. Trotz alledem ist es bei jeder Reise nach Rumänen immer wieder schwer zu sehen, wie viel hier noch getan werden muss.
Anschließend ging meine Reise weiter in unser Shelter in Zalau, wo immer noch Hunde aus der Tötung befreit werden. Hier brachen mir dann Bucket, Dojan und Laika das Herz. Alles tolle Hunde, die schon viel zu lange auf ihr Glück warten müssen. Aber auch hier hat unser Team gezeigt, wie unersetzbar sie für die Hunde sind. Die Sicherheit, welche die Hunde durch Alexandras bloße Anwesenheit erhielten, war beeindruckend.
Am Abend ging es dann weiter nach Baia Mare, wo ich dann die nächsten Tage verbrachte. Es war mein dritter Besuch dort und so voll wie jetzt habe ich das Shelter noch nie gesehen. Bei jeder Ankunft am Shelter wird man mit einer Mischung aus Gebell und Gejaule begrüßt, was einem wieder deutlich ins Gedächtnis ruft, wofür man sich im Tierschutz engagiert. Ohne diesen, würden all diese hunderten Stimmen nicht gehört werden und sie hätten niemals die Chance auf ein schönes Leben, obwohl es genau das ist, wonach sie rufen. Aufmerksamkeit, Liebe, Verständnis und die Aussicht auf eine Veränderung fehlen hier fast jedem Hund, es sind einfach zu viele, um ihnen auch nur ansatzweise gerecht zu werden.
An meinem ersten Tag besuchte ich als erstes unseren Munte, den Hund, den wir bei unserem letzten Besuch im August von der Straße eingesammelt hatten. Er freute sich über meinen Besuch und kuschelte sich an mich. Einerseits war ich froh ihn wiederzusehen und ihn streicheln zu können. Andererseits bedeutete dies auch, dass er nach wie vor wartet… wie so viele andere. Bei meinem ersten Gang durchs Shelter erkannte ich viele von unseren Schätzen, da sie sich mit aller Kraft gegen die Gitter ihres Zwingers drückten oder mich schon aus der Ferne mit lautem Gebell willkommen hießen. Als ich Baia Mare das erste Mal besuchte, war die Lautstärke sehr überwältigend und eine starke Belastung, inzwischen gehört sie dazu und dient eher als Motivation weiterzumachen, um sie schlussendlich zu verringern. Mir liegen besonders unsere Langzeitinsassen wie Pirate und Hook am Herzen, 6 Jahre so existieren zu müssen ist einfach unvorstellbar für mich. Trotz dessen freute sich Pirate über meinen Besuch im Zwinger und auch Hook war mutig genug, um sich jeden Tag sein Leckerli abzuholen. Diese 2 süßen Opis brauchen dringend ein Zuhause, wo sie hoffentlich noch ein paar schöne Jahre verbringen können.
Viele der Hunde haben seit August eine tolle Entwicklung gemacht, sowohl Lana, Fritz als auch Becky waren damals noch sehr zurückhaltend und verängstigt. Dieses Mal sprang Becky sogar an mir hoch und klaute sich ganz frech ein Leckerli aus meiner Tasche, das hätte ich eigentlich kaum für möglich gehalten. Außerdem haben wir dort auch unzählige Teddybärchen, die super offen und zutraulich sind, wie beispielsweise Buffy und Lasse. Leider gibt es auch Hunde, die einem durch ihren puren Blick das Herz zerreißen und das ist bei mir unser Opa Bolle. Sein Blick ist einfach voller Trauer und ihn so zu sehen und nichts tun zu können ist eine der schwersten Sachen, dies erzeugt nämlich das Gefühl von Machtlosigkeit.
Alle im Verein geben ihr Bestes, um den Tieren in Rumänien zu helfen und trotzdem fühlt es sich manchmal an als wäre es niemals genug…
In diesen Momenten ist unser großartiges Team unbezahlbar, die Zeit vor Ort schweißt einen sehr zusammen. Man lernt die Hunde zusammen kennen und lieben. Man verinnerlicht, wie wichtig Tierschutz ist und wofür man abends stinkend und dreckig zurück ins Hotel kommt. Man erlebt einfach Momente die einen verbinden, besonders an unseren Trapo-Tagen, wo unsere Schützlinge endlich in ein neues Leben starten. Auch unser rumänisches Team in Baia Mare, bestehend aus Monica, Paul und Alex kämpft jeden Tag aufs Neue, damit sich das Leben der Tiere verbessert.
Monica kämpft mit ihrem gesamten Herz um jeden Parvo-Welpen, Paul kennt jeden der ca. 450 Hunde beim Namen und man sieht den Hunden an, dass sie ihm vertrauen und Alex hilft an so vielen Stellen mit, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Dasselbe trifft auf unsere Kollegen in Busag zu, die dort täglich ca. 100 Hunde versorgen. Die Hunde dort sind zum Großteil sehr sozial verträglich und wollen endlich raus aus der Kälte in ein warmes Heim. Dort traf mich besonders unser Schäfi Opa Sailor tief ins Herz. Er drückte sich mit voller Kraft an mich und vergrub den Kopf in meinem Schoß. Er fing an zu weinen und man konnte seine Verzweiflung spüren. Ich hoffe, dass auch er endlich gesehen wird und seine Menschen findet, bevor er endgültig verzweifelt.
In Paul´s Shelter geht es ebenfalls gut voran und bald können hier weitere Hunde, welche besonders viel Ruhe benötigen, einziehen. Der zweite Container ist fast fertig und es wird bei egal welcher Wetterlage weiter am Ausbau gearbeitet. Die letzte Woche in Rumänien war, trotz all des Leids, das man sieht, schön. Wir haben so viele tolle Hunde in unseren Sheltern die auf gepackten Koffern sitzen und nur noch auf ihr Ticket warten, teilweise schon mehrere Jahre lang. Es gibt unzählige Möglichkeiten ein klein wenig mitzuhelfen, egal ob als Pflegestelle, finanzieller Unterstützer oder als Ehrenamtlicher und eins habe ich dabei gelernt, man kriegt immer mehr zurück als man gibt. Die Dankbarkeit der Tiere ist tatsächlich unbezahlbar und gleichzeitig doch so erschwinglich. Inzwischen freue ich mich schon wieder auf meine nächste Reise nach Rumänien, besonders auf Baia Mare. Die Besuche dort sind für mich am einprägsamsten und das, obwohl ich eigentlich hoffe, keinen Hund dort wiederzuerkennen zu müssen.